Medienblog


Hier posten wir Tipps und Infos zu guten Medienerziehung für Eltern


Neues Familienritual: Das Mediengespräch


Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, die es so noch nie gab. Die Bedeutung digitaler Geräte nimmt stetig zu, die Überforderung damit auch.

Daher brauchen Kinder eine gute Begleitung ihrer Eltern im Umgang mit den digitalen Medien. Kinder lernen durch abschauen. Sie verfolgen ganz genau, wie ihre Eltern Handy, Tablet und Messenger nutzen und welchen Stellenwert sie für sie haben. Sie lernen die Bedeutung digitaler und sozialer Medien also zuerst von ihren Eltern. Genau hier liegt die Chance einer guten Medienerziehung im Elternhaus.


Es ist keine gute Idee, mit Kindern erst über Medien zu sprechen, wenn etwas Schlechtes damit passiert ist. Dann wird das Gespräch von Kindern, vor allem von Jugendlichen, als „Kontrollgespräch“ empfunden. Eltern sollten daher ihren Kindern regelmäßig erklären, warum und wozu sie selbst Medien nutzen. Wenn Eltern das Thema „Medien“ von sich aus ansprechen und dabei auch über sich selbst reden, besteht die Möglichkeit, dass ein Vertrauensverhältnis zum Kind in Bezug auf den Medienumgang entsteht.


Ziel einer guten Medienerziehung, die auch die Vermittlung einer kritischen Haltung gegenüber Medien zum Ziel haben sollte, ist vor allem der Austausch über Gefühle, die die Mediennutzung mit sich bringt. Die regelmäßige gemeinsame Reflektion der eigenen Gefühle sorgt für den Aufbau eines selbstsicheren Verhaltens in der digitalen Welt. 

Aufgabe der Eltern ist es auch, ihr Kind im Umgang mit Medien kennen zu lernen, um entscheiden zu können ab wann und wie lange Medien genutzt werden sollten. Jedes Kind entwickelt eigene Strategien und eine eigene Medienkompetenz, oft sind allgemeine Regeln und Tabellen wenig hilfreich, die Empathie zum eigenen Kind ist viel wichtiger. Eltern sollten gemeinsam mit den Kindern die digitale Welt entdecken, vom gemeinsamen Sehen von Filmen bis zum Kennenlernen vom Computer oder vom Tablet – nach dem Motto. „Zusammen sehen – zusammen hören – zusammen sprechen!“: Was hast du gesehen? Wie ging es dir dabei oder damit? Was hat dir gefallen? Wie würdest du dich entscheiden? sind nur ein paar Beispielfragen. 


Das regelmäßige Mediengespräch sollte ein Ritual für die Familie werden. Medien bestimmen unserer Realität zunehmend mehr und ein Austausch darüber tut der ganzen Familie gut. Denn in einer Welt, die in ständiger Veränderung begriffen ist, sind Mediengespräche eine gegenseitige Bereicherung: Kinder lernen von ihren Eltern – und Eltern von ihren Kindern.


Peter Holnick

Kotzgurke und Kuschelkaktus


Niemand mag es, alle tuns: Streit kommt in den besten Familien vor und das ist gut so. Streiten und Versöhnen sind natürlicher Teil unseres Zusammenlebens, ob analog oder digital. Je eher wir lernen, mit Emotionen, Bedürfnissen und anderen Meinungen umzugehen, desto besser gelingt unser soziales Miteinander. Analog UND digital.

Das Auszuhalten ist nicht immer leicht, gerade Eltern geraten da schnell an Grenzen. Doch in Zeiten von Hate Speech und Stimmungsmache in den Sozialen Medien ist ein gesundes Konfliktlösungsverhalten wichtiger denn je. Und das lernen Kindern vor allem innerhalb ihrer Familien. Sie schauen sich ganz genau ab, wie wir streiten, welche Wörter wir in welcher Tonlage und Lautstärke verwenden, welche Gesten, welche Beleidigungen. Ob Wut kontrolliert oder im Keim erstickt wird. Ob ein "Nein" respektiert wird. Und vor allem: Ob sich hinterher wieder alle vertragen und gemeinsam lachen können, weil es ja immer um die Sache geht, nie um Liebesentzug.

Die Basis dafür bietet eine offene und respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe. Es muss geübt werden, sich in die Lage des Gegenübers hineinzuversetzen und dessen Beweggründe zu verstehen. Andersherum muss es erlaubt sein, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen und zu sagen, was einem nicht passt. Da fallen im Streit schon mal Worte, die man hinterher bereut und für die man sich besser entschuldigt.

Doch genau darum geht es: Um Worte im emotionalen Wechselspiel aus Kontrolle und Wut. Um konstruktives Streiten. Um die Frage: Worum geht's den wirklich bei dem Streit? In Chatgruppen beschleicht mich mitunter der Verdacht, dass es gar nicht mehr um die Sache und Argumente geht (ungerechte Schulnote, ausgefallene Trainingszeiten, unglückliche Festplanung), sondern der eigene Frust sein Ventil sucht. Das mag okay sein, solange es beim "Sich-Auskacken" sachlich bleibt, wir alle kennen dieses Gefühl. Das ist verwerflich, wenn Beleidigungen fliegen, Drohungen ausgesprochen werden und es persönlich wird. Die Grenze zur Verletzung des Persönlichkeitsrechts ist fließend, Cybermobbing kann die Folge sein und ist verheerend. Niemand wird gerne Opfer verbaler Attacken, als blöde Kuh, Korinthenkacker, A*loch oder Schlimmeres beschimpft. Genau das gilt es zu reflektieren – und zu vermitteln.

Achten wir also selbst einmal darauf, wie oft wir wen mit welchen Worten beschimpfen, checken wir die eigenen Chat-Verläufe und bleiben bei Konflikten auf Augenhöhe. Und dann sammeln wir mit unseren Kindern kreative Schimpfwörter* und Kosenamen**. Wetten, dass dann Streiten und Versöhnen leichter fällt?


*Wenn Sie keine Ideen haben, fragen Sie Ihre Kinder oder probieren folgendes aus: Erstellen Sie eine Liste mit zwei Spalten. In die erste tragen Sie Ekelwörter wie Kotz-, Rotz-, Popel … in die zweite kommen Gemüsenamen oder Werkzeuge. Und dann kombinieren Sie. Viel Spaß!

**Gleiches Prinzip, nur diesmal mit Wörtern wie Schmuse-, Lieblings-, Kuschel- … und Tiernamen oder Blumen.


Ilona Einwohlt


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